Tu es nochmal – Erneutes Ja am Strand

Strandkorb 1704 - Erneutes Eheversprechen

Strandkorb 1704 – Erneutes Eheversprechen – Zum lesen der Kolumne Sylter Liebesgeschichten klicken Sie bitte auf dieses Bild.

Strandkorb 1704

 

Da war´s wieder. Ohne Unterlass. Eindringlich und laut. Nein das konnte nicht sein. Oder doch? Sie überredete sich schlaftrunken zu einem Blinzeln Richtung Nachttisch, und prompt bekam sie das passende Bild zum Geräusch. Die Zeiger standen sich dramatisch gegenüber. Oh nein, wirklich schon sechs Uhr… Es war wirklich der Wecker, der da so unaufhörlich Alarm machte. Ein neuer Tag, dem sie sich nun gähnend entgegenstreckte. Neben ihr ein tiefer Seufzer und schlaftrunkenes „Morgen mein Engel…!“

In der Etage über ihnen liefen nun schon kleine Füßchen Staccato und ein Wasserhahn wurde fleißig aufgedreht. „Unsere Söhne kommen eindeutig nach Dir, oder?“. Lächelnd zog sie sich die geliebten Sylt-Puschen über und begab sich auf den Weg nach oben.

Die Kornflakes in den Müslischalen der Kinder waren mittlerweile schon in Milch ertrunken und ergaben sich wabblig ihrem unausweichlichen Schicksal, als er frischgeduscht im Badetuch bekleidet kurz seinen wuscheligen Kopf in die Küche steckte. „Gibt´s schon Kaffee?“ „Klar, und wenn Du die beiden gleich zur Schule fahren könntest gibt’s den zum Dank sogar in Deinem Lieblingsbecher!“

Nur zu gerne, plante er doch noch einen kurzen Abstecher ins Reisebüro, sogleich er die Kids für den vorletzten Schultag vor den Faschings-Ferien in der Schule abgesetzt hatte. Das perfekte Alibi! Sein Ausflug bliebe unentdeckt, sofern er sich nicht nur beim Abliefern der beiden Jungs, sondern auch bei der anschließenden Flug- und Hotelbuchung sputete. Ein 5-Sterne-Hideaway-Resort direkt am Lister Oststrand, seiner geliebten Wattseite. Er hätte jubeln können, und das tat er auch innerlich, als die Reiseverkehrsfrau ihm letzte Woche telefonisch die Insel Sylt als perfektes Ziel für die Kurzreise vorgeschlagen hatte. Wieso war er eigentlich nicht selbst darauf gekommen?

Sylt – der magische Ort, an dem alles begann. An dem ihm klar wurde, dass sie es ist.

Sie – und er – für immer! Unglaubliche neun Jahre war das nun schon her. Viel hatten sie gemeinsam erreicht in der Zeit. Beruflich und vor allen Dingen als Familie und als Paar.

Mit einem Gefühl der Vorfreude beendete er seine Morgentoilette, und verließ schon 10 Min. später mit seinen Söhnen das kleine Reihenhaus in der Frohnauer Neubausiedlung. Sicher lenkte er den Volvo-Kombi durch den morgendlichen Berlin-Verkehr. Schon in drei Tagen sollte es losgehen, und noch hatte er niemanden eingewiehen.

Die AirBerlin-Maschine überflog die Insel von Süd-Ost bis zur Westseite, legte sich zur Seite, zog eine elegante Kurve über die Nordsee und vollendete den Landeanflug. Da lag sie, die Schöne, wie hingeküsst und von Wellen umspült. Wenige Augenblicke später und viele Meter tiefer heulten die Turbinen ein letztes Mal auf. Schon hieß die Kabinenchefin die Fluggäste auf Sylt willkommen, wünschte einen schönen Aufenthalt, und schenkte allen ihr rotes Schokoladenherz. Die Kinder strahlten, und er ließ seines schnell in die Manteltasche gleiten. Das würde er später noch gut gebrauchen können…

Der Mietwagen war geräumig und schluckte mit großem Appetit die Koffer, Taschen, und das viele Mussuuuuuunbedingtnochmit der Kinder. Wenningstedt streifend ging es über Kampen gen Norden nach List. Er genoss die Fahrt durch die Dünen und ging seinen Gedanken nach.

Die Februarsonne schickte ihre tanzenden Strahlen Richtung Blidselbucht. Ihm erschien es so, als würde sie ihm aufmunternd zuwinkern, um seiner leichten Aufregung zu entgegnen. Am morgigen Nachmittag sollte es soweit sein. Es fehlte nur noch der Platin-Ring den er extra für sie anfertigen ließ. Die Inhaberin des Juwelierladens hatte ihn schon informiert, dass er wohlbehalten aus der Manufaktur geliefert wurde, und bereit zur Abholung in einer schönen Schatulle auf seinen großen Auftritt wartete. Der Umriss der Insel Sylt war innen zur geheimen Botschaft für Marielle eingraviert, und der Ort List mit einem Brillanten in der Silhouette der Insel markiert.

List… In der Lister Dünenwelt nahm damals alles seinen Lauf. Lange Gespräche in Freundschaft, die später in Umarmungen endeten. Wie blind war er doch vorher gewesen. Wie schön sie war.

Von außen und von innen. Eine gewachsene Liebe, die über jahrelange Freundschaft erst entstand, und bis heute stetig anwuchs. Ein echtes und tiefes Gefühl der Partnerschaft und des unabdingbaren Vertrauens, ohne dass die Leidenschaft fehlte.

Auch jetzt nicht. Sie waren nicht nur „Familie“ und „Eltern“, wie er es so oft bei Paaren gleichen Alters erlebte. Marielle und er hatten sich ihre Leidenschaft füreinander bewahrt. Auch Hausbau und berufliches Fortkommen konnten dieser Liebe nichts Dämpfendes anhaben. Ein großes Glück, dass sie einander gefunden hatten. Auch wenn es vorher Umwege gab. „Vielleicht haben auch gerade die Umwege unseren Weg bereitet“ – das meinte nicht nur sie, sondern dies war auch Mats´ große Überzeugung.

Aufgeregtes Geschnatter unterbrach seine Gedankenflut als er den Wagen in die Einfahrt lenkte. Sönke rief „Da ist das Hotel! Mami, Papi guckt mal, es liegt ja direkt am Meer!“ Marielle lächelte zufrieden und blickte stolz zu ihren Jungs nach hinten. „Und wer zuerst seinen Koffer ausgepackt hat, darf mit Bernstein suchen gehen!“ Stunden später, nach einem ausgedehnten Spaziergang am Ellenbogen, acht vollgepackten Hosentaschen mit gesammelten Muscheln und Steinen, einem wärmenden Tee in der Hotel-Bibliothek und leichtem Abendessen, zog Marielle auf dem bequemen Zweisitzer die Beine zu sich heran und kuschelte zufrieden in der warmen Decke. Sönke und Henning schlummerten bereits selig im Nebenzimmer. „Wie schön es ist, wieder hier zu sein. Eine perfekte Überraschung, ich danke Dir, Mats.“ Na wenn Du wüsstest… dachte er noch, dann küsste er sie.

Wie gut, dass sie wie besprochen schon vor Ladenöffnung im Shop war. Marielle genoss derweil ihr Dosha Bad und ayurvedische Massage im Spa-Bereich, die Kinder waren gut versorgt und spielten im Rosinis, als er das lichtdurchflutete Eckgeschäft am Aufgang der Strandpromenade betrat. Nach einer herzlichen Begrüßung, und während er seinen dampfenden Espresso genoss, holte die Shop-Inhaberin die schöne Ringschachtel aus dem Schrank. Freudig öffnete er sie und ihm gefiel was er sah. „Er ist wunderschön geworden, und sie wird ihn lieben! Genau so habe ich ihn mir vorgestellt!“ Ein großer Brillant strahlte ihm entgegen, aufwändig und sicher gefasst in einer mattierten Platinschiene.

Die Innengravur in seiner Handschrift gab das wider, was er für sie empfand. Der anschließende Inselumriss mit dem Datum des zum-Paar-werden Mitte April vor neun Jahren vollendete das Bild.

„Ist für heute Nachmittag und abends alles klar? Ich bin total nervös“. Sie beruhigte ihn und gemeinsam gingen sie nochmal alle Stationen gedanklich durch.

„Die einzige Herausforderung war es, den Strandkorb mit der richtigen Nr. in den Strandkorbhallen zu finden und am Lister Weststrand zu platzieren. Außer diesem einen Korb wird kein weiterer an den ganzen Sylter Stränden stehen. Wir haben Mitte Februar und die Strandkörbe werden jedes Jahr erst vor Ostern wieder an die Strände gebracht. Ich bin gespannt wie Ihre Marielle reagiert, auch auf das, was dann noch folgt“. Sie lächelten sich an und verabredeten sich für den Nachmittag am Strand.

Marielle zog die frische Nordseeluft hörbar ein. Lange her, dass  sie sich so sehr entspannt fühlte. Das Bad war wohltuend gewesen und die Massage weckte all ihre Lebensgeister. Wie schön, dass die Kinder im Rosinis schnell Anschluss gefunden hatten. Gleich würden sie mit den Betreuerinnen und weiteren Kindern auf gemeinsame Piratenfahrt gehen. Die Gret Palucca lag zum entern bereit im Lister Hafen. „Ein Nachmittag für uns alleine…!“ Sie verlies lächelnd den Spa-Bereich und setzte den Weg zum Zimmer fort, als sie an der Lobby auf Mats traf. „Du ich habe eine Überraschung für Dich, komm einfach mit“. Nichts liebte sie mehr als seine spontanen Ideen, und so ließ sie sich bereitwillig zum Parkplatz mitziehen. Der Wagen setze sich in Bewegung und brachte die beiden zum Weststrand, wo schon der einsame Strandkorb vor dem Flutsaum auf sie wartete. Auf der Dünen-Anhöhe angekommen, verband er ihr mit dem Seidenschal die Augen und führte sie die letzten Meter der Strecke. Sein Herz machte einen Hüpfer, als er den liebevoll dekorierten Strandkorb mit der Nr. 1704 entdeckte. 17.04. – 17. April, der Tag, der alles veränderte. Alles verzauberte und in die richtigen Bahnen lenkte. Er schluckte den kleinen Klos der Aufregung runter. Den konnte er nun gar nicht gebrauchen. Wie gut, dass nicht nur er gleich was sagen würde müssen, sondern auch seine Komplizin – die Inhaberin des Ringgeschäfts. Die nicht nur als Hochzeitsplanerin auf der Insel Sylt aktiv war, sondern auch als freie Rednerin Zeremonien für erneute Eheversprechen leitete. Dankbar lächelte er, zwinkerte ihr zu, und nahm dann auf ihr Zeichen Marielle die Augenbinde ab. Und dann lief alles wie von selbst, ohne Lampenfieber, sondern mit großer Freude und Rührung. Die Rednerin begrüßte die beiden, und Marielle kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Stand doch mitten am einsamen Strand ein Strandkorb und das im Spätwinter, und so romantisch geschmückt. Als sie die Strandkorbnummer entdeckte stiegen ihr Tränen der Freude in die Augen. Sie verstand. Sie blickte Mats fest in die Augen und ihre Lippen formten ein „ich liebe Dich“. Beide nahmen in dem Korb Platz und schlugen die flauschige Decke um die Beine. Die Rednerin begann mit ihrer Ansprache und die Gedanken trugen die beiden fort. Alle besonderen Stationen ihrer Liebe wurden angesprochen. Alle Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam erlebt und durchlebt hatten. Der Aufbau des Geschäfts, die Geburten und das Heranwachsen der gemeinsamen Kinder, das große Hochzeitsfest an der Wiese direkt am See. Die zwei Jahre Fernbeziehung, die Weiterbildung und Prüfung von Marielle, und vor allen Dingen das schlussendlich gemeisterte Chaos vor Baubeginn des Reihenhauses. Viele kleine Momente der Freude, des gemeinsamen Schweigens und gegenseitig Haltgebens sprach die Rednerin an, und die beiden durchlebten die vergangenen Gefühle dieser Situationen erneut.

Sie schloss mit Worten zu Wolken, Meer, Stürme, Leuchtturm und Liebe. Er  bekam es nur halb mit, als  sie die beiden bat, nun aufzustehen. Nun war er dran. Und es ging ganz einfach. Weil es echt war. Ohne Geplänkel drum herum,  und von ihm selbst formuliert.

Sein Ehegelöbnis, was er ihr erneut geben wollte. Zum Ende holte er die hübsche Ringschachtel aus seiner rechten Tasche. Klappte den Deckel auf, und streifte ihr gekonnt den Ring über den linken Ringfinger. Dann zog er sie in seine Arme und küsste sie. Endlos.

Die Wellen rauschten und eine Möwe flog über sie hinweg. Die Rednerin hatte sich dezent zurückgezogen, nicht ohne flink den Champagner, Gläser und Fingerfood auf das kleine Tischchen aufzubauen. Die beiden bekamen davon nichts mit. Der Moment gehörte ihnen ganz allein.

Eine Stunde später saßen sie noch immer zusammen im Strandkorb und schauten auf´s Meer. Auch wenn sie zuhause immer über alles sprachen, gab es doch so viel zu sagen.

Es war einfach etwas anderes, entrückt dem Alltag, an einem besonderen Ort. Später als es langsam doch zu kühl wurde, legte er seine Jacke um ihre Schultern und gemeinsam traten sie den Rückweg zum Parkplatz an.

Immer wieder blickte sie zurück und erfreute sich an der Szenerie. Ein einzelner Strandkorb, mit der besonderen Nummer. Verliebt blickte sie ihm in die Augen und schmiegte sich dann an ihn. Am Wagen angelangt schüttelte er mit dem Kopf und deutete Richtung Auffahrt.

Ein wunderschöner Rolls Royce Oldtimer glitt in ihre Richtung. Der Fahrer stieg aus.

Ein Chauffeur formvollendet – mit weißen Handschuhen und Kappe. Er hielt Marielle die Wagentüre auf und sie stieg ungläubig ein. Mats kam von der anderen Seite hinzu und gemeinsam starteten sie Richtung Munkmarsch. Auf der Fahrt wieh Mats sie in die weiteren Pläne für den bevorstehenden Abend ein. Sie würden in vier verschiedenen Restaurants speisen, mit Start im Fährhaus. Jeweils einen Menügang pro Restaurant genießen. Es war einfach traumhaft. Sie genossen den kulinarischen Abend in vollen Zügen und kehrten um viele Eindrücke reicher ins Hotel zurück. Die Kinder waren von den Rosini-Betreuerinnen ins Bett gebracht worden, schliefen bereits im Nebenzimmer, und es dauerte nicht lange, da fielen auch sie in einen tiefen Schlaf, dem nächsten Tag auf ihrer Insel entgegen.

Und Marielle träumte vom Meer. Von ihr und Mats gemeinsam am Flutsaum. Die Augen geschlossen, gedankenversunken. Mit Mats zusammen – im Strandkorb 1704.

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